Für heute stand eigentlich die nächste Etappe nach Esbjerg auf dem Programm – Wind und Wetter waren auf meiner Seite. Zeitig aufstehen, duschen und kurzes Frühstück – dann laufe ich mit Hilfe der netten Stegnachbarn aus meiner Box und dem Hafen. Ein kurzes Stück unter Motor – dann die Segel hochziehen – alles läuft nach Plan.
Doch irgendwie reagiert Jane nicht wie gewohnt – läuft nicht so richtig am Wind und kurze Zeit später sehe ich das Malheur – die Saling an der Steuerbordseite ist gebrochen – direkt aus der Verankerung am Mast – das Holz baumelt mit dem Drahtseil des Want am Mast. Erstmal ein riesiger Schreck – dann in Windeseile die Segel bergen, denn die Stabilität des Masts ist ohne eines der Oberwanten nicht mehr sicher gegeben. Aber das Top-Rigg scheint doch recht robust, denn ich kann keine Stabilitätsprobleme feststellen – die beiden Unterwanten halten zumindest bei ruhigem Wetter den Mast sicher.
Mit trübem Blick und unter Motor fahre ich zurück in den Hafen – auf dem Weg dorthin kommt mir das andere deutsche Boot entgegen und wir tauschen per Funk noch ein paar Worte aus – sie wünschen mir viel Glück bei der Reparatur hier im Hafen und weiter eine gute Reise.
Die ist für mich erstmal gestoppt – ich lege wieder am selben Platz an, den ich vor etwas mehr als einer Stunde verlassen habe – schon ein komisches Gefühl, denn das gab es bisher auf dieser Reise noch nicht.
Ich grüble darüber nach, wie es wohl zu dem Unglück kommen konnte – vermutlich war der Auslöser eine unglückliche Aktion am Vortag als bei dem sehr starken Wind eine Holzlatte im Grossegel gebrochen ist und sich das Segel daraufhin zwischen den Wanten kurz verklemmt hatte. Das könnte die vertikalen Kräfte verursacht haben, die dann zum Bruch der Saling geführt haben.
Dann warte ich erstmal bis der Hafenmeister hier eintrifft. Er gibt mir den Tipp drüben beim Hafenservice vorbeizuschauen – eine Art kleine Werft. Gesagt getan – dank der kostenfreien Leihräder auch schnell gemacht. Dort treffe ich zufällig und trotz Sonntag einen der Arbeiter, der gerade die fahrbare Hebebühne betankt und damit Richtung Festland los möchte. Er ist aber ganz hilfsbereit und sagt ich soll mit dem Boot mal rüberkommen. Gesagt – getan – mit dem Rad zurück – ablegen und rüber zur Werft verholen. Das Anlegen dort war erstmal gar nicht so einfach – eine hohe Spundwand und dank Niedrigwasser musste ich die Leinen gut 3 Meter in die Höhe werfen – das hat erst mehrfachen Anlauf hin sauber geklappt. Anschliessend musste ich noch ein grösseres Fenderbrett organisieren – dafür hat dann eines der alten im Hafen herumliegenden Holzbretter hergehalten – ganz tauglich und wenn man sich vorstellt, dass Fenderbretter im Yachthandel für gut über 100 EUR verkauft werden konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Wir haben dann doch erstmal nichts abmontiert, da bei Niedrigwasser die defekte Stelle auch mit dem Gabelstapler der Werft erreichbar ist und so wurde ich erstmal auf Montag vertröstet, wenn die Werkstatt wieder offen hat.
Den restlichen Tag konnte ich dann mal so richtig ausruhen, bin mit dem Rad zwischen den vielen Regenschauern nochmals eine kleine Runde zum Strand und durchs Grüne unterwegs gewesen und habe last but not least mal alle noch ausstehenden Reiseberichte inkl. Bilder fertiggestellt und hochgeladen.
Das Wetter passt zu meiner Stimmung – die ist ebenso niedergeschlagen und ich muss mich erstmal damit abfinden, dass es auch ungeplante Ereignisse auf so einer Reise geben kann – im Moment harre ich hier unter Deck der Dinge und hoffe, dass mich nicht im strömenden Regen noch die Windpark-Arbeiter verjagen – gerade hat sich schon einer darüber beklagt, dass ich hier den Platz wegnehme – warten wir mal ab.
Ansonsten drücke ich nun die Daumen, dass ich mit der Werft zusammen möglichst schnell alles wieder heil bekomme, so dass die Reise bald möglichst weitergehen kann!