Seit meinen ersten Unterhaltungen über die geplante Tour höre ich von allen Hafennachbarn, dass ich unbedingt die Insel Vlieland besuchen soll – ein wahres Paradies im Wattenmeer.
Da trifft es sich gut, dass die Wettervorhersage schönen Segelwind Stärke 4-5 aus West voraussagt – ideal für die Passage von Texel nach Vlieland – 32 Meilen – aber mit dem Wind und der Strömung in die richtige Richtung in locker 5 Stunden zu schaffen.
Gesagt getan – Frühstück und ablegen – mit mir zahlreiche andere Boote mit dem selben Tagesziel – das bestätigt auch gleich die korrekte Zeit & Tourplanung 🙂
Und wie mit magischer Hand geschoben geht es mit schäumendem Boot das enge Fahrwasser entlang, dass sich gut betonnt zwischen den Sandbänken des Wattenmeers schlängelt. Der Wind nimmt dabei immer mehr zu und es wird ein recht nasser und wilder Ritt über die steilen Wellen mit Sonne und Gischt im Gesicht…
Alles läuft nach Plan – meine Ankunftszeit irgendwo zwischen 12 und 14 Uhr prognostiziert – ideal – endlich mal ein entspannter Nachmittag der auf mich wartet und ich überlege schon ob ich zuerst mit dem Rad die Insel erkunden werde oder mich erstmal an den Strand legen will.
Doch da habe ich die Rechnung wohl ohne die letzten 5 Meilen gemacht – um Vlieland zu erreichen muss man kurz das Seegatt zur Nordsee durchqueren. Was sich leicht liest wurde zur ersten Herausforderung, da hier bereits ein sehr konfuser durch Strom gegen Wind verursachter Wellengang stand.
Die wahre Frustration begann aber erst als ich endlich auf die Zielgerade eingebogen bin – noch 2-3 Meilen bis zur Hafeneinfahrt – aber dort fliesst gerade das Wasser mit der Ebbe ab und der Strom kommt mir mit gut 3 Knoten entgegen – ziemlich genau diese Geschwindigkeit schafft auch der gute alte Diesel meiner Jane. Somit ist leicht ersichtlich, dass ich trotz aller Bemühungen den Hafen zu erreichen nur auf der Stelle stehen konnte. Noch schlimmer war, dass alle anderen Boote zwar langsam aber dennoch stetig an mir vorbeizogen und nach und nach alle Plätze im Hafen belegten. Vlieland ist nämlich so beliebt, dass der Hafen oft schon um 15 Uhr seine Tore schließt da er restlos überfüllt ist – und auf Ankern in der Strömung – vor allem weil für die nächsten Tage schlechtes Wetter vorhergesagt war – wollte ich nicht.
Was hilft also? Erstmal die Segel wieder hoch – doch dummerweise kommt der Wind ebenfalls genau gegenan wie die Strömung. Aber irgendwie habe ich es dann mit viel Mühe und gefühlten 3 Stunden Geduld doch noch geschafft mein Boot vor die Hafeneinfahrt zu bewegen. Dabei habe ich wirklich um jeden Meter gekämpft. Fast noch eine Tonne im Fahrwasser gerammt bei einer missglückten Wende – denn dann schiesst das Boot plötzlich in die Gegenrichtung durch die Strömung voran und fährt einen erstmal sehr ungewohnten Bogen – aber das verbuche ich mal unter Erfahrungen sammeln, die man in stillen Gewässern so nicht hat.
Last but not least – irgendwann gegen 18 Uhr bin ich dann endlich im Hafen – bekomme noch einen der letzten wenigen Plätze – das war knapp! Ein netter älterer Herr hilft mir beim Anlegen und macht gleich alle Leinen perfekt fest – das ist mal ein Service…
Vlieland bleibt dann auch meine Basis für die nächsten 3 Tage, denn es ziehen dunkle Wolken mit Regen und starken Winden über das Land und im Wattenmeer ist Segeln unter diesen Bedingungen nicht zu empfehlen – einen Eindruck davon sollte ich an den Folgetagen noch bekommen – doch mehr wird nicht verraten.
Daher erkunde ich die Insel mit dem Rad, erledige einige Arbeitsaufträge am Laptop, liege am Strand, lese und entspanne mich einfach mal 🙂
Hier ein paar Eindrücke vom Paradies – ein wirklich schönes Inselchen – leicht hügelig und mit viel Wald bewachsen.