Mittlerweile hat mich das offene Meer wieder – diesmal aber die Ostsee. Nach zwei weiteren Zwischenstopps im Limfjord – einmal in Nibe – und eine Nacht in Hals, sind wir am Sonntag die gut 40 Meilen nach Anholt gesegelt.
Nun bin ich seit Sonntag Abend in Anholt – der Wüsteninsel im Kattegat. Rundum von Sandstränden umgeben – leicht bergig und schön mit Wald bewachsen. Beworben mit „An island paradise in the fresh waves of the Kattegat“.
Doch erstmal zum Weg dorthin…
Nach kurzer Überfahrt von Løgstør nach Nibe sind wir dort erneut eine Nacht länger geblieben, weil es ziemlich viel Wind hatte und keiner sich zum Aufbruch entscheiden konnte. Dafür konnten wir unsere Vorräte gut füllen, in Ruhe Bilder austauschen und am Abend entspannt im Segelheim in der grossen Gemeinschaftsküche kochen und speisen.
Dann ging es weiter nach Hals – dem letzten Hafen vor der Mündung des Limfjord in die Ostsee. Morgens beim Ablegen noch ein paar Schreckmomente – im Hafenbecken überall grosse Seegrasfelder – trotz Drehen des Bootes in der Box, damit ich Vorwärts durch den Schlamassel fahren konnte, ging der Motor fast aus, weil sich das ganze Zeug um die Schraube gewickelt hat. Aber nach ein wenig Rückwärtsfahrt war der Antrieb wieder frei und es konnte weitergehen.
Die Tour durch den Limfjord nach Hals war spektakulär. Der Fjord ist hier ziemlich eng und so hat man immer einen guten Blick auf die Bebauungen am Uferrand. Es ging vorbei an Aalborg – dort war gerade Hafenfest und viele alte Segelschiffe waren dort unterwegs. Beim Durchfahren der beiden Klappbrücken gab es ein ganz schönes Gedränge – jeder wollte zuerst durch und eines der Boote wurde soweit abgedrängt, dass es einen Brückenpfeiler gerammt hat – schon ziemlich unverschämt. Dann kam auch noch ein grosses Frachtschiff auf, hat ein paar Mal gehupt und damit auf sein Vorfahrtsrecht durch die Brücke bestanden – alle kleinen Boote mussten weichen.
Vorbei an den grossen Industrieanlagen am Fjordufer haben wir es zum Abend hin aber trotzdem gut zum letzten Hafen vor der Ostsee geschafft und dort noch einmal Energie für die gut 40 Meilen Überfahrt nach Anholt getankt.
Die Überfahrt war etwas mühsam – denn leider hatte es stellenweise nur sehr wenig bis gar keinen Wind trotz gegenteiliger Vorhersage so dass der Motor mitlaufen musste – nicht gerade die schönste Segeltour also.
In Anholt dann bei der Ankunft Grillen im Sonnenuntergang. Am nächsten Tag nach dem Ausschlafen ein entspannter Hafentag bei bestem Sommerwetter. Zu Mittag durfte ich dann mit einem der Büsumer Segelkameraden sein ehemaliges Regattaboot vor Anholt probesegeln – sehr interessant und eindrucksvoll. Einmal das Boot mit rasanter Geschwindigkeit durchs Wasser ziehen zu fühlen – zum anderen die Erfahrung von über 50 Seglerjahren des Eigners mit an Bord geschmückt mit Erzählungen aus den Regattajahren der 70er und 80er Jahre.
Per Rad habe ich einmal die Insel erkundet – dort gibt es nur 2 geteerte Straßen – der Rest sind Schotterwege. Dafür aber ein kleiner Flugplatz im Niemandsland und schöne Ausblicke auf den Strand und das Meer – hier ticken die Uhren einfach noch anders.
Abends dann ein leckeres Essen in einer der Hafenkneipen – dort war der letzte Tag für diese Saison. Ja ihr lest richtig – Anfang August endet hier schon der meiste Trubel. Daher gab es alle Gerichte zum halben Preis und auch beim Bier war die Auswahl schon ziemlich eingeschränkt.
Gleichzeitig war das unser Abschiedsessen, denn die Büsumer Segeltruppe, die ich die letzten fast 14 Tage begleiten durfte, muss sich nun beeilen. Das Urlaubsende naht und wir werden ab heute mit unterschiedlicher Geschwindigkeit weitersegeln. Irgendwie schade, denn wir hatten eine sehr schöne und lustige Zeit miteinander und es hätte auch noch länger so weitergehen können – vielen Dank an alle!
Für mich gibt es erstmal noch einen weiteren Hafentag. Einmal liegt einiges an E-Mails und Arbeit an – zum anderen weht es heute ziemlich kräftig. Außerdem ist auch der Werfchef aus Kiel hier, dem ich im Winter mein Boot anvertrauen möchte und wir wollen noch ein paar Sätze quatschen und den Termin für September klar machen. So geniesse ich heute schönstes Boot-Office bei Sonnenschein und Kaffee im Cockpit und lasse den Tag erstmal Tag sein.
Zwischendurch gibt es noch Hafenkino der besten Sorte. Eines der grossen Segelboote gegenüber parkt gerade zur Stunde der stärksten Seitenwindböen aus der Box aus. Fährt nur eine knappe Schiffslänge rückwärts – Platz wäre mehr als genug – dreht dann Richtung Ausfahrt der Boxengasse und wird natürlich umgehend vom Wind gegen die dort noch parkenden Boote gedrückt – lautes Knirschen und das nachgeschleppte Schlauchboot verkeilt sich auch noch ungünstig zwischen den anderen Booten. Alle umliegenden Bootsbewohner eilen zur Hilfe – dann ist erstmal Hektik angesagt. Leinen werden ausgebracht, ein Helfer flitzt mit dem Schlauchboot durch den Hafen und der Hafenmeister ist auch gleich zur Stelle um nach dem Rechten zu sehen und etwaige Schäden zu inspizieren. Sie bringen zu mir gegenüber eine Leine aus und dann versuchen sie sich irgendwie wieder gerade zu ziehen und das Boot aus der Box zu bekommen. Aber der Skipper zieht plötzlich unangekündigt an der Leine trotz kurzem Ende bei mir und platsch sie liegt im Wasser. Ein wenig Kommunikation hätte an der Stelle nicht geschadet, aber das ist wohl nicht seine Stärke. Der Schlauchboothelfer entscheidet sich dann die Leine etwas weiter in Lee zu einem schwedischen Boot zu bringen – eigentlich gar keine schlechte Idee, verbessert es doch den Zugwinkel enorm – der skeptische Schwede bringt es dann auf den Punkt – „Does he really know how to drive this boat“? Nunja – nach weiteren 15 Minuten Pantomime-Show schaffen sie es dann aus der Box werfen die Helferleine ins Hafenbecken und dampfen mit Vollgas aus dem Hafen – wollen vermutlich nur noch weg hier…
Am Abend dann ein leckeres Abendessen mit den Resten aus dem Kühlschrank, Bier und endlich mal wieder Blog & Bildergallerie aktualisieren – langweilig wird es auf keinen Fall…
Der Wind ist nun weg – dafür zieht aktuell eine starke Regenfront über die Insel. Sofern die morgen wieder weg ist, geht es dann weiter Richtung Süden – Aarhus ist das nächste grössere Ziel. Dort steigt am Samstag Begleitung für eine weitere Woche zu – ich freue mich schon 🙂