Dienstag Morgen könnten wir eigentlich gemütlich ausschlafen, doch hat es die Nacht über so viel geregnet, dass doch diverse kleine Rinnsale ihren Weg ins Bootsinnere und auf unsere Schlafsäcke gefunden haben. So wacht man mitten in der Nacht auf, wird das Wasser los und dreht sich möglichst weit auf die Seite aus der Schusslinie. Dabei nimmt man eine durchaus akrobatische Schlafposition ein. Trotzdem haben wir recht lange durchgehalten und der Morgen verlief entspannt – Ablegen war ja wegen der Flut erst gegen 11:30 sinnvoll.
Nach einem ausgiebigen Frühstück, Duschen und Erledigung aller Formalitäten sind wir dann Richtung Helgoland ausgelaufen. Eine Etappe von etwas knapp über 40 Meilen. Der Wind war noch recht schwach und wir sind mit der Strömung im Rücken durch die Enge zwischen den beiden Inseln Langeoog und Baltrum hinausgekreuzt. Natürlich mal wieder nicht ohne das übliche Tonnenslalom und den mahnenden Blick der wachsamen Robbe am Fahrwasserrand.
Aber nach gut 2 Stunden fleissigem Wenden waren wir endlich im freien Meer und konnten mit nur zwei weiteren Wegpunkten und passendem Wind Richtung Helgoland segeln. Vorbei an einem grossen Verkehrstrennungsgebiet mit zahlreichen grossen Schiffen in Fahrt und vor Anker – so wurde es uns nicht langweilig. Wind und Wetter haben sogar kurzzeitig den Gebrauch des Notebooks an Deck zugelassen und die Zeit verging wie im Flug – ein sehr entspannter Segeltag…
Zwischenzeitlich kam dann doch immer mal wieder etwas Spannung auf, wenn eines der grossen Schiffe unseren Weg gekreuzt hat – zweimal mussten wir knapp vor einer Begegnung kurz wenden oder unser Boot mal schnell „parken“ um einer Kollision aus dem Wege zu gehen.
Mittlerweile lag unsere Ankunftszeit dann laut GPS bei 4 Uhr morgens und wir haben uns schon innerlich auf eine Nachtfahrt eingestellt als mit einem Mal der Wind richtig schön aufgefrischt hat – das Boot beschleunigt dann auf 5-6 Knoten und es geht mit Rauschfahrt der bereits klein am Horizont erkennbaren Insel Helgoland entgegen. Spannend auch, dass an diesem Tag kein einziges anderes Segelboot in unserem Blickfeld zu sehen war oder unseren Weg gekreuzt hat.
So wurde es dann noch eine richtig schnelle Fahrt in den Sonnenuntergang und bis direkt vor die Hafeneinfahrt – Segel bergen, Motor kurz starten und bei einem netten Hamburger an die Seite gelegt. Kurz darauf legt dann auch noch ein Berliner neben uns an.
Insgesamt eine der besten Tagesetappen bisher – Wind, Wetter, Strömungen und Wellengang – alles hat perfekt harmoniert – und ausserdem habe ich eines der Ziele erreicht von denen ich bereits seit dem ersten Tag der möglichen Reiseplanung geträumt habe 🙂
Die Nahrungsaufnahme hat sich dann etwas schwierig gestaltet, da natürlich alle Restaurants hier gegen 21 Uhr mit der Abreise der letzten Tagestouristen schliessen – so gab es Bier mit einem ziemlich kalorienhaltigen Schoko-Kirsch-Kuchen – eine durchaus gewöhnungsbedürftige Kombination aber Magenknurren hatten wir dafür keines mehr.
Nach einem kleinen feierlichen Rum&Coke sind wir dann sofort müde ins Bett gefallen, da um 6 Uhr Aufstehen angesagt war. Der Hamburger links von uns wollte um die Zeit ablegen und hat das dann auch mit seiner Hupe um 5:55 Uhr kund getan – ging aber sehr schnell und wir sind direkt an den Steg gewandert, so dass wir für den nächsten Tag unsere Ruhe hatten und weiterschlafen konnten.
Den restlichen Tag haben wir uns dann die Insel angeschaut und waren ein wenig Shopping, denn hier gibt es sehr günstige Grundnahrungsmittel in flüssiger Form und so gut wie alles ohne MwSt. Diesel kostet hier z.B. nur 93 Cent, so dass wir auch unsere Reservekanister wieder aufgefüllt haben. Anschliessend noch ein entspannter Abend in der Bar vom Vorabend mit leckerem Big-Burger zum Abendessen.
Morgen wird es dann weiter nach Sylt gehen…