Heute war einer dieser Tage – gespickt mit Gegensätzen von morgens bis abends – Segeln bei optimalem Wind – geduldiges Motoren in der Abendflaute mit Gegenströmung. Bikini-Wetter am Nachmittag – Pulli und zwei Jacken am Abend. Statt professionelle Hafen-Einweisung über Funk durch die Segelfreunde aus Büsum – Absuchen des stockdunklen Hafens mit der Taschenlampe nach freien Liegeplätzen. Stinkender Hafen statt karibische Idylle und zu guter Letzt noch leckeres Tüten-Fertigessen statt frischem Steak vom Grill.
Begonnen hat der Tag mit einem Frühstück in der Morgensonne in Anholt. Danach Ablegen – kleine Herausforderung, denn meine Heckleine an der Schwimmboje war durch den Enterhaken – ähm pardon – Muring-Haken des Nachbarboots eingeklemmt. Ich lag also kopfüber am Heck ins Wasser gebeugt und habe dort rumgebastelt bis alles frei war. Muring-Haken steht umgehend auf meiner Beschaffungsliste – für die dänische Ostsee auf jeden Fall empfehlenswert auch wenn man ihn nicht oft braucht.
Danach ging es mit schönem Segelwind und voller Besegelung Richtung Süden – Kurs Grenaa war nicht ganz möglich, aber da später der Wind auf Süd drehen sollte, gar keine schlechte Option. Der versprochene Winddreher hat leider sehr lange auf sich warten lassen und zwischenzeitlich sah es sogar eher nach Gewitter und Regen aus – das zog aber zum Glück alles vorbei.
Mit dem drehenden Wind kam dann zum späten Nachmittag leider auch die Flaute – eine Zeit lang ging es noch gemütlich voran, doch dann war auch noch Strömung gegenan und ich konnte mich kaum mehr vorwärts bewegen.
Die Ankunft im Dunklen war schon eingeplant – die Frage war nur wann. Bei absoluter Windstille und unter Motor lief das Boot gegen die Strömung nur knapp über 2 Knoten – das ist kaum schneller als ein Fußgänger und es waren noch über 15 Meilen zurückzulegen. Also blieb mir nichts anderes übrig als zu essen, den Sonnenuntergang zu geniessen und die Windräder zu bestaunen, die zwischen Anholt und Festland im Windpark stehen. Der Windparkt wird sogar im Werbeflyer für Anholt als „Sehenswürdigkeit“ erwähnt. Zwischenzeitlich waren auch die Wellen vom Vortag vollständig verschwunden, so dass ich während Jane unter Motor brav geradeaus lief noch ein paar Seiten in meinem Buch lesen.
Nach Sonnenuntergang wurde ich mit einem traumhaften Mondaufgang verwöhnt – außerdem gab es wie gewohnt jede Menge Leucht- und Richtfeuer zu bestaunen und zur Orientierung für die Hafenansteuerung von Grenaa. Einzige Herausforderung war ein Flach zwischen Fischerhafen und Yachthafen, welches genau auf Kurs lag und welches es daher zu umfahren galt. Trickreich war, dass nur die Untiefentonne Nord befeuert war – die südliche nicht und die hätte genau auf Kurs gelegen – da heisst es also Aufpassen. Sehr schön ist es auch, wenn man die unbeleuchtete Tonne dann beim Passieren mit der Taschenlampe anleuchtet – sie ist mit mehreren Reflektoren ausgestattet und antwortet dann mit ihrer bunten Reflexion.
Die Ansteuerung des Hafens war einfach durch zwei grosse Leuchtfeuer. Danach aber wieder völlige Dunkelheit – es ist einer dieser Häfen in denen mehr oder weniger keinerlei störendes Licht an den Stegen leuchtet. Nachts zum Schlafen ein Genuss – läuft man hier jedoch in der Dunkelheit alleine ein, wird es erstmal knifflig sich zu orientieren. Da hilft dann nur die Taschenlampe und der Hafenplan – haben sich die Architekten hier auch wieder etwas ganz besonderes einfallen lassen mit halbkreisförmiger Anordnung der Stege und zahlreichen Verwinkelungen dazwischen.
Aber am Ende des Hafens ergattere ich eine freie Box – steuere das Boot kontrolliert über die zwei auf der Winsch liegenden Heckleinen bis an den Steg und alles fest. Als ich dann festliege, sehe ich das kleine rote Schild – Box ist belegt und auch die am Steg liegenden Leinen des Box-Besitzers – Mist.
Erstmal von Bord und zwei Schritte gehen – Hafenticket am Automaten holen, denn das kostet sonst morgen Aufschlag.
Dann schaue ich mich nach anderen freien Plätzen um und finde einen sehr zentral gelegen – merke mir die Anfahrt und entscheide mich nochmals umzuparken, damit ich nicht morgen in aller Frühe von einem wenig erfreuten Dänen geweckt werde, dem ich den Bootsparkplatz geklaut habe.
Ausparken klappt stressfrei – wenden auf engstem Raum in der Dunkelheit ebenfalls – und schon parke ich in der neuen Box – dann eine frische Dusche, kleine Mahlzeit und noch die paar Zeilen hier tippen.
Fazit – ein abwechslungsreicher und anstrengender aber rundum gelungener Tag – nur den Hafen kann man vermutlich auch meiden – es hat hier einen ekligen fauligen Geruch überall – vermutlich vom dreckigen Wasser.