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Ungeplanter Ruhetag :-(

Für heute stand eigentlich die nächste Etappe nach Esbjerg auf dem Programm – Wind und Wetter waren auf meiner Seite. Zeitig aufstehen, duschen und kurzes Frühstück – dann laufe ich mit Hilfe der netten Stegnachbarn aus meiner Box und dem Hafen. Ein kurzes Stück unter Motor – dann die Segel hochziehen – alles läuft nach Plan.

Doch irgendwie reagiert Jane nicht wie gewohnt – läuft nicht so richtig am Wind und kurze Zeit später sehe ich das Malheur – die Saling an der Steuerbordseite ist gebrochen – direkt aus der Verankerung am Mast – das Holz baumelt mit dem Drahtseil des Want am Mast. Erstmal ein riesiger Schreck – dann in Windeseile die Segel bergen, denn die Stabilität des Masts ist ohne eines der Oberwanten nicht mehr sicher gegeben. Aber das Top-Rigg scheint doch recht robust, denn ich kann keine Stabilitätsprobleme feststellen – die beiden Unterwanten halten zumindest bei ruhigem Wetter den Mast sicher.

Mit trübem Blick und unter Motor fahre ich zurück in den Hafen – auf dem Weg dorthin kommt mir das andere deutsche Boot entgegen und wir tauschen per Funk noch ein paar Worte aus – sie wünschen mir viel Glück bei der Reparatur hier im Hafen und weiter eine gute Reise.

Die ist für mich erstmal gestoppt – ich lege wieder am selben Platz an, den ich vor etwas mehr als einer Stunde verlassen habe – schon ein komisches Gefühl, denn das gab es bisher auf dieser Reise noch nicht.

Ich grüble darüber nach, wie es wohl zu dem Unglück kommen konnte – vermutlich war der Auslöser eine unglückliche Aktion am Vortag als bei dem sehr starken Wind eine Holzlatte im Grossegel gebrochen ist und sich das Segel daraufhin zwischen den Wanten kurz verklemmt hatte. Das könnte die vertikalen Kräfte verursacht haben, die dann zum Bruch der Saling geführt haben.

Dann warte ich erstmal bis der Hafenmeister hier eintrifft. Er gibt mir den Tipp drüben beim Hafenservice vorbeizuschauen – eine Art kleine Werft. Gesagt getan – dank der kostenfreien Leihräder auch schnell gemacht. Dort treffe ich zufällig und trotz Sonntag einen der Arbeiter, der gerade die fahrbare Hebebühne betankt und damit Richtung Festland los möchte. Er ist aber ganz hilfsbereit und sagt ich soll mit dem Boot mal rüberkommen. Gesagt – getan – mit dem Rad zurück – ablegen und rüber zur Werft verholen. Das Anlegen dort war erstmal gar nicht so einfach – eine hohe Spundwand und dank Niedrigwasser musste ich die Leinen gut 3 Meter in die Höhe werfen – das hat erst mehrfachen Anlauf hin sauber geklappt. Anschliessend musste ich noch ein grösseres Fenderbrett organisieren – dafür hat dann eines der alten im Hafen herumliegenden Holzbretter hergehalten – ganz tauglich und wenn man sich vorstellt, dass Fenderbretter im Yachthandel für gut über 100 EUR verkauft werden konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Wir haben dann doch erstmal nichts abmontiert, da bei Niedrigwasser die defekte Stelle auch mit dem Gabelstapler der Werft erreichbar ist und so wurde ich erstmal auf Montag vertröstet, wenn die Werkstatt wieder offen hat.

Den restlichen Tag konnte ich dann mal so richtig ausruhen, bin mit dem Rad zwischen den vielen Regenschauern nochmals eine kleine Runde zum Strand und durchs Grüne unterwegs gewesen und habe last but not least mal alle noch ausstehenden Reiseberichte inkl. Bilder fertiggestellt und hochgeladen.

Das Wetter passt zu meiner Stimmung – die ist ebenso niedergeschlagen und ich muss mich erstmal damit abfinden, dass es auch ungeplante Ereignisse auf so einer Reise geben kann – im Moment harre ich hier unter Deck der Dinge und hoffe, dass mich nicht im strömenden Regen noch die Windpark-Arbeiter verjagen – gerade hat sich schon einer darüber beklagt, dass ich hier den Platz wegnehme – warten wir mal ab.

Ansonsten drücke ich nun die Daumen, dass ich mit der Werft zusammen möglichst schnell alles wieder heil bekomme, so dass die Reise bald möglichst weitergehen kann!

Dänemark ist erreicht!

Nach dem Ruhetag auf Sylt habe ich mich Samstag Morgen für die Weiterreise entschieden. Das Wetter hat Wind 5 bis Böen 6 vorausgesagt aber aus der passenden Richtung und Sonne. Ziel ist Rømø in Dänemark – die erste kleine Insel nach der dänischen Grenze.

Laut meinen Planungen wollte ich um 6 Uhr los – das hat auch gut geklappt – 6:17 bin ich ausgelaufen. Ein wunderschöner Sonnenaufgang und bin mit voller Geschwindigkeit das Vortrapptief Richtung Süden gelaufen. An sich gibt es eine Abkürzung aber die konnte ich wegen dem Wind genau gegenan nicht nehmen, so habe ich den Umweg geradeaus weiter in Kauf genommen – immerhin gut 8 Meilen länger und vielleicht auch gut so, denn hier haben mich die Wellen schon ganz schön gebeutelt auf den flachen Stellen – da zeigte der Wind seine ganze Kraft.

Nachdem ich aus diesem Schlamassel draußen war, ging es mehr oder weniger auf Nordkurs -erstmal noch vorbei an allen Sandbänken vor der Südspitze Sylts und dann die Küste entlang Richtung Norden – eine Strecke von etwas über 20 Meilen und man hat immer das Land in Sicht. Des öfteren verschwand es aber auch, denn hier hatten sich schon ganz schön heftige Wellen aufgebaut, die mich bei dem starken Wind ganz schön durchnässt haben. Immerhin war es das erste Mal, dass einzelne brechende Wellenkämme ins Cockpit geschlagen sind – die Luken waren dicht, so ist alles wieder abgeflossen aber trotzdem ein etwas mulmiges Gefühl.

Die Steigerung kommt aber erst als ich in das Lister Tief einlaufe – hier wird das ganze noch eine Spur heftiger – zumal ich für einen kurzen Teil der Strecke auch nochmal auf Kurs am Wind gehen muss. Die Fahrwasser hier über die Flachs sind oft im Zickzack-Kurs mit Bojen gesteckt und man sollte ihnen auch möglichst gut folgen, denn anderswo ist es deutlich flacher oder manchmal unpassierbar. Die Abkürzung über das Lister Landtief – nochmals eine Einsparung von ca. 6 Meilen habe ich ebenfalls ausgelassen, da ich befürchtet habe, die Wellen würden näher an Land noch mehr brechen. Aber einem netten Segler am Steg mit Erfahrung wäre das wohl der einfachere Weg gewesen – nunja man kann nicht alles haben und manchmal sind die konservativen Entscheidungen auch die besseren oder zumindest die sicheren.

Auf jeden Fall lag ich gut im Zeitplan und hatte planmässig die Strömung mitlaufen und der Geschwindigkeitsrekord von 10 Knoten auf dem GPS wurde zum ersten Mal geknackt – zu verdanken sicher auch dem Wind, der laut Windfinder-Report teilweise Böen bis weit über Windstärke 7 hatte obwohl nur 5-6 vorhergesagt war.

Dass hier mehr Kräfte als vorhergesagt am Werk sind habe ich auch ohne Elektronik gespürt – in einer Böe wird mir die festgezurrte Genua von Bord geweht, die dann für eine gute halbe Stunde im Wasser hinter mir hergezogen wird. Außerdem droht das Boot in den Wellen und Böen immer wieder aus dem Kurs zu laufen und ich muss immense Kraft aufbringen um Jane auf Kurs zu halten – die Pinne aus der Hand geben geht nur noch beigedreht.

Total durchnässt und ziemlich fertig komme ich dann um 16:30 nach gut 10 Stunden ohne Pause an der Pinne in Rømø an – berge kurz vor dem Hafen der Fähre ausweichend die Segel und werde am Steg von einem netten deutschen Segler und dem sehr freundlichen Hafenmeister empfangen. Erstmal das Chaos im Boot aufräumen – nichts war mehr an seinem Platz – sogar die Inhalte der Küchenregale waren auf dem Boden verteilt und der Wasserkocher lag in der anderen Ecke. Dann gabs ein Anlegerbier vom Nachbarboot und ein wenig Plauderei über das Nordsee-Segeln sowie die weiteren Pläne – ein sehr angenehmer Austausch.

Der Hafen ist ebenfalls Stützpunkt für Windpark-Flotten und einigen Fischern – die Freizeit-Schifffahrt wird hier langsam verdrängt – der Segelclub hat fast nur Motorboot-Fahrer und sonst haben sich hier eher Luxus-Ferienhäuser und Resorts mit Golfplatz angesiedelt. Viele Urlauber kommen mit der Fähre von Sylt herüber und kaufen dann in den eigens dafür eingerichteten Sport-Outlets neben dem Hafen ein.

Abends dann mit dem kostenlosen Leihfahrrad des Yachtclubs hier dänisches Geld holen und ein paar Besorgungen im Supermarkt kaufen – eine Makrele mit frischen Brötchen zum Abendessen und um 21.30 bin ich todmüde ins Bett um Kräfte für die nächste Etappe zu tanken.

Sylt

Donnerstag Morgen ist auch für uns Aufstehen um 04:30 Uhr angesagt – die Reiseplanung Richtung Sylt will das so, damit wir dort noch mit auflaufendem Wasser ankommen und die Strömung nutzen können. Es war eine extrem unruhige Nacht, denn im Hafen von Helgoland schaukelt und blubbert es die ganze Nacht an der Bordwand – wir haben kaum ein Auge zugetan. Deshalb auch gut, dass wir nach dem Auslaufen beide nochmals für eine gute Stunde ruhen und schlafen können.

Anfangs machen wir super Fahrt nach dem Setzen der Segel – dann aber flaut der Wind etwas ab und dreht in die falsche Richtung – wir ziehen unsere Bahnen also eher erstmal Richtung Nord – auf einen der gigantischen Windparks zu, die vor den Küsten überall gebaut werden. Windräder soweit das Auge reicht. Helgoland ist eine der Versorungsbasen – dort laufen an diesem Morgen gut und gerne 20 Katamarane der Baukonsortien Richtung Windpark – ein schönes Schauspiel um uns die Langeweile zu vertreiben – und umgekehrt wohl auch, ist ausser uns mal wieder kein Segelboot weit und breit auf dem Wasser.

Mit der Zeit dreht der Wind etwas in die richtige Richtung und wir kommen Sylt langsam näher – die Ankunftszeit wird besser – liegt aber immer noch weit hinter dem optimalen Zeitpunkt. Ich tüftele also an Plan B, denn das Fahrwasser mit Gegenströmung ist ca. 12 Meilen lang – ein ganz schönes Stück. Plan B sieht vor auf der Hälfte der Strecke in etwa zu ankern – dort ist in der Seekarte auch ein schöner Ankerplatz eingezeichnet und auf das Kentern der Strömung zu warten – einlaufen dann in der Nacht.

Doch das Glück ist mal wieder auf unserer Seite – der Wind frischt noch mehr auf – die Richtung passt und wir kommen zügig voran – können dann sogar einen Grossteil des Fahrwassers unter Segeln mit respektabler Geschwindigkeit und Querströmung zurücklegen. Erst als wir schon weit hinter dem Ankerplatz sind klappt das nicht mehr und wir entscheiden uns den restlichen Teil unter Motor zurückzulegen – das dauert dann nochmals gute 4 Stunden, bringt uns dem Ziel aber noch bei Tageslicht entgegen. Und nicht zu vergessen – wir wurden auch noch mit einem wunderschönen Sonnenuntergang entlang der Robbensände verwöhnt.

Auf dem Weg rufe ich noch kurz den Hafenmeister an – er hat genug freie Plätze. Als wir dann ankommen, werden wir von einem netten Hamburger Segler mit grossem Boot zu sich geholt, da auf dem freien Stegplatz noch ein Bekannter von ihm erwartet wird mit ebenso grossem Boot, welches bei uns schwer festmachen könnte. Ganz spontan werden wir dann auch dort an Bord zu einem schnellen Toilettengang eingeladen – ein wahres Prachtstück das Schiff – im Wattenmeer zu Chartertörns unterwegs – sehr entspannte Menschen.

Nach dem ersten Bier und leckerer Pasta mit Schweinebraten in Dunkelbier-Soße kommt dann auch das angekündigte Boot endlich – sie hatten das selbe Schicksal wie wir und mussten voll gegen die Strömung ankämpfen. Wir konnten uns dort an die Seite packen und noch bei Wein, Gin-Tonic und Rum den letzten gemeinsamen Abend ausklingen lassen…

Am nächsten Tag dann Frühstück, Aufräumen, Packen und Abreise von Stefan – für mich ein Arbeitstag an Bord und Nachmittag bin ich noch mit dem Bus nach Westerland gefahren.

Wie gewohnt ein paar Eindrücke anbei.

Helgoland!

Dienstag Morgen könnten wir eigentlich gemütlich ausschlafen, doch hat es die Nacht über so viel geregnet, dass doch diverse kleine Rinnsale ihren Weg ins Bootsinnere und auf unsere Schlafsäcke gefunden haben. So wacht man mitten in der Nacht auf, wird das Wasser los und dreht sich möglichst weit auf die Seite aus der Schusslinie. Dabei nimmt man eine durchaus akrobatische Schlafposition ein. Trotzdem haben wir recht lange durchgehalten und der Morgen verlief entspannt – Ablegen war ja wegen der Flut erst gegen 11:30 sinnvoll.

Nach einem ausgiebigen Frühstück, Duschen und Erledigung aller Formalitäten sind wir dann Richtung Helgoland ausgelaufen. Eine Etappe von etwas knapp über 40 Meilen. Der Wind war noch recht schwach und wir sind mit der Strömung im Rücken durch die Enge zwischen den beiden Inseln Langeoog und Baltrum hinausgekreuzt. Natürlich mal wieder nicht ohne das übliche Tonnenslalom und den mahnenden Blick der wachsamen Robbe am Fahrwasserrand.

Aber nach gut 2 Stunden fleissigem Wenden waren wir endlich im freien Meer und konnten mit nur zwei weiteren Wegpunkten und passendem Wind Richtung Helgoland segeln. Vorbei an einem grossen Verkehrstrennungsgebiet mit zahlreichen grossen Schiffen in Fahrt und vor Anker – so wurde es uns nicht langweilig. Wind und Wetter haben sogar kurzzeitig den Gebrauch des Notebooks an Deck zugelassen und die Zeit verging wie im Flug – ein sehr entspannter Segeltag…

Zwischenzeitlich kam dann doch immer mal wieder etwas Spannung auf, wenn eines der grossen Schiffe unseren Weg gekreuzt hat – zweimal mussten wir knapp vor einer Begegnung kurz wenden oder unser Boot mal schnell „parken“ um einer Kollision aus dem Wege zu gehen.

Mittlerweile lag unsere Ankunftszeit dann laut GPS bei 4 Uhr morgens und wir haben uns schon innerlich auf eine Nachtfahrt eingestellt als mit einem Mal der Wind richtig schön aufgefrischt hat – das Boot beschleunigt dann auf 5-6 Knoten und es geht mit Rauschfahrt der bereits klein am Horizont erkennbaren Insel Helgoland entgegen. Spannend auch, dass an diesem Tag kein einziges anderes Segelboot in unserem Blickfeld zu sehen war oder unseren Weg gekreuzt hat.

So wurde es dann noch eine richtig schnelle Fahrt in den Sonnenuntergang und bis direkt vor die Hafeneinfahrt – Segel bergen, Motor kurz starten und bei einem netten Hamburger an die Seite gelegt. Kurz darauf legt dann auch noch ein Berliner neben uns an.

Insgesamt eine der besten Tagesetappen bisher – Wind, Wetter, Strömungen und Wellengang – alles hat perfekt harmoniert – und ausserdem habe ich eines der Ziele erreicht von denen ich bereits seit dem ersten Tag der möglichen Reiseplanung geträumt habe 🙂

Die Nahrungsaufnahme hat sich dann etwas schwierig gestaltet, da natürlich alle Restaurants hier gegen 21 Uhr mit der Abreise der letzten Tagestouristen schliessen – so gab es Bier mit einem ziemlich kalorienhaltigen Schoko-Kirsch-Kuchen – eine durchaus gewöhnungsbedürftige Kombination aber Magenknurren hatten wir dafür keines mehr.

Nach einem kleinen feierlichen Rum&Coke sind wir dann sofort müde ins Bett gefallen, da um 6 Uhr Aufstehen angesagt war. Der Hamburger links von uns wollte um die Zeit ablegen und hat das dann auch mit seiner Hupe um 5:55 Uhr kund getan – ging aber sehr schnell und wir sind direkt an den Steg gewandert, so dass wir für den nächsten Tag unsere Ruhe hatten und weiterschlafen konnten.

Den restlichen Tag haben wir uns dann die Insel angeschaut und waren ein wenig Shopping, denn hier gibt es sehr günstige Grundnahrungsmittel in flüssiger Form und so gut wie alles ohne MwSt. Diesel kostet hier z.B. nur 93 Cent, so dass wir auch unsere Reservekanister wieder aufgefüllt haben. Anschliessend noch ein entspannter Abend in der Bar vom Vorabend mit leckerem Big-Burger zum Abendessen.

Morgen wird es dann weiter nach Sylt gehen…

Regensegeln im Wattenmeer

Seit Sonntag sind wir im ostfriesischen Wattenmeer unterwegs. Wir das ist eine neue Dimension für mich auf dieser Reise – die ersten 10 Tage war ich ja auf mich alleine gestellt. Immer wieder eine Herausforderung, denn oft müsste man an zwei Stellen gleichzeitig sein und selbst die schönsten Augenblicke kann man mit niemandem teilen. Das hat sein Samstag ein Ende und ich geniesse die Zeit gerade ganz besonders.

Sonntag Früh nach einem stärkenden Frühstück also Abreise – der am Vorabend ausgetüftelte Plan führt uns nach Norderney – zwei Inseln weiter. Mit Rückenwind und mitlaufender Strömung ein schneller und entspannter Tagestörn.

Doch wie so oft schon auf dieser Reise erstmal Überraschungen – beim Ablegen nieselt es schon – vor dem Hafen wird die Sicht noch etwas schlechter. Wir setzen trotzdem die Segel und schlagen einen Kurs Richtung offener See ein. Doch so einfach ist es nicht. Der Wind passt nicht zu 100% – die Strömung schiebt uns in andere Richtungen. Eine Wende vergeigt und schon kommt uns die nächste Fahrwasserbegrenzungs-Tonne gefährlich nahe. Puh gerade noch geschafft und bei schlechter Sicht hoffentlich auch niemand gesehen. Falsch gedacht – in dem Moment reckt eine Robbe den Kopf aus dem Wasser mit einem Blick, der einem ungläubigen Kopfschütteln gleich kommt – wer hat diese Anfänger in mein Revier gelassen…?

Aber davon lassen wir uns nicht abschrecken – ruhig ziehen wir weiter unsere Bahnen und bald sind wir draussen im freien Seeraum. Mit flotter Fahrt geht es dahin – die Wellen rollen gemütlich von hinten an. Ab und an duscht uns ein Regenschauer – aber mit den richtigen Klamotten ist das ja kein Problem und die zwischenzeitlich zunehmenden Windböen und die flotte Rauschefahrt machen den Regen locker wett.

Mit der Zeit taucht auch Norderney aus dem Dunst auf und wir beratschlagen noch ein letztes Mal welche Route wir nehmen – die Abkürzung über ein vermeintlich unsicheres Flach oder den sicheren Weg aussen herum aber leider ein paar Meilen länger? Letztendlich entscheide ich mich für den längeren Weg – sicher ist sicher – alle anderen Begleiter wählen die Abkürzung. Spätestens das hätte mich stutzig machen sollen – aber zu spät.

Der Fehler wird erst klar, als wir nach weiteren 3 Meilen Rauschefahrt wenden und gegen den Wind das Vorsegel bergen – eine akrobatische Aktion der Sonderklasse. Anschließend im Dunst die Ansteuerungstonnen suchen – gar nicht so einfach, denn zwischenzeitlich wären wir um ein Haar auf eine Untiefe gelaufen. Dann geht es gegen Wind und Strömung und die mittlerweile hohen Wellen voll gegen an. Ein wahnsinniger Ritt – nichts bleibt an seinem Platz – sogar der Wasserkocher fliegt von einer Ecke in die andere obwohl er gut arretiert ist. Leiden muss insbesondere der gute alte Volvo-Diesel – damit wir überhaupt voran kommen hilft nur, dass ich mit dem Fuss den Gashebel bis zum Anschlag nach unten drücke.

Nach 2 Stunden wildem Wellenritt gelangen wir endlich in etwas ruhigeres Fahrwasser und auch die Strömung zieht uns mit, so dass wir doch recht zügig in den Hafen von Norderney einlaufen, einen Platz suchen und das Boot fest im Hafen liegt. Am Abend das verdiente Schnitzel und erfrischendes Bier…

Tags darauf das genaue Gegenteil. Eigentlich war geplant nach Helgoland zu segeln. Doch der Wind macht uns einen Strich durch die Rechnung. Es geht also recht gemächlich über die leichten Wellen nach Langeoog – zwischendurch so wenig Wind und viel Regen, dass wir die Segel bergen und uns unter Deck zu einer Tasse Kaffee zurückziehen. Die Inseldurchfahrt dann noch etwas spannend wegen den Strömungen. Aber wir kommen recht entspannt und ohne weitere Aufregung zeitig ans Ziel. Netterweise überlässt uns ein anderer Hafengast, der früh abreisen möchte seine Chipkarte, damit wir Dusche und Toilette nutzen können.

Einzig das Essen macht uns einen Strich durch die Rechnung – die ganze Fahrt über haben wir uns schon auf die Teestube – laut Handbuch ein uriges kleines Lokal – gefreut – leider aber a uf unbestimmte Zeit geschlossen und das andere Restaurant hat Montag Ruhetag – na super! Da gibts halt noch einen Spaziergang in den nahegelegenen Ort und dann eine leckere Pizza.

Anbei ein paar Bilder der regnerischen Wattstimmung…

Borkum Express

Nach 3 Tagen Vlieland und sehr windigem Wetter mit einigem Regen ist endlich Besserung in Sicht – der Wind nimmt ab und die Sonne kommt wieder zum Vorschein.

Ich trommle also schon mit den Fingern und will endlich wieder los! Zumal hier im Hafen gefühlte tausend Leute sind – meistens Familien mit vielen Kindern und entsprechender Trubel. Ich bevorzuge eher ruhige und urige Fischer- oder raue Industriehäfen. Auch wenn es hier in Vlieland an nichts fehlt – die Anlage ist wirklich gut in Schuss und man kann sich wohlfühlen. Aber es ist eben auch ein Stück weit Touristen-Troubel überall – sowohl am Hafen als auch im netten kleinen Dorf um die Ecke.

Auch der Hafenmeister gibt grünes Licht was das Wetter angeht für Donnerstag. Ich muss also nur noch eine geeignete Abfahrtszeit finden. Der nächste Sprung soll nach Borkum gehen. In die niederländische Wattensee will ich nicht weiter, denn da lauern viele Untiefen und man kommt nicht wirklich weit voran pro Tag. Ausserdem wartet der erste Mitsegler darauf an Bord zu kommen und das ist in Deutschland bedeutend einfacher als in den Niederlanden wegen den Zugverbindungen.

Borkum sind ca. 80 Seemeilen von Vlieland aus – mit gutem Wind in einer Nacht auf jeden Fall zu schaffen – also Planung so legen, dass bei der Ausfahrt aus Vlieland die Strömung mit mir läuft und in Borkum bei der Einfahrt möglichst ebenfalls. Ich beschliesse letztendlich um 19 Uhr loszusegeln, dann komme ich gegen Mittag in Borkum an – das wäre perfekt.

Da immer noch viel Wind und vor allem starker Wellengang herrscht, bereite ich alles für eine raue Fahrt vor – ein paar belegte Brote, ziehe gleich mein dickes Ölzeug an, lege die Gummistiefel bereit. Ablegen bei Stille im Hafen und noch gute Wünsche der Stegnachbarn, die mir beim Ausrangieren helfen – ganz schön eng hier und es wird Millimeterarbeit das Boot aus der Gasse zu manövrieren, weil in der Mitte der Boxengasse noch ein Päckchen aus drei Yachten liegt – aber es gelingt – auch wenn mich manche etwas skeptisch wohl aus Angst um ihre Boote beobachtet haben.

Draussen auf See erstmal alles ruhig – aber nicht lange – kaum bin ich um die Nordecke von Vlieland im berüchtigten Seegatt Stortemelk angelangt, spüre ich die volle Kraft des Meeres. Wellen deutlich höher als mein Boot rollen heran – aber Jane reitet sie alle elegant und sanft ab. Nur bewegen an Bord heisst für den Rest der Tour immer mit Sicherungsleine und zum Grossteil auf allen Vieren um nicht die Balance zu verlieren. Der Seegang ist hier sehr konfus, weil ablaufendes Wasser gegen den Wind läuft und ich freue mich schon auf das offene Meer mit mehr Ruhe. Und erneut eine Lektion im Segelalltag – bei diesen Bedingungen sollte man tunlichst vermeiden Abkürzungen über etwas flachere Stellen zu nehmen – beim ersten zaghaften Versuch rollt eine mind. 2 Meter hohe brechende Welle heran und das Boot fällt sehr hart in das dahinterliegende Wellental. Es geht nichts zu Bruch, aber es tut in der Seele weh – also zurück auf den richtigen Pfad und von allen flachen Stellen gut freihalten. Nun ist mir auch 100% klar, dass man bei noch etwas extremeren Bedingungen hier vermutlich nicht mehr heil herauskommt.

Nach gut 2 Stunden erreiche ich dann freieres Wasser und sofort werden die Wellen deutlich ruhiger und regelmässiger. Nach wie vor begleiten mich 2-3 Meter an Seegang bis zum Ziel – es wird also ein sehr sportlicher Trip mit viel Schaukeln und Wellen aussteuern – aber abgesehen von dieser einen bösen Welle kein Gefühl der Unsicherheit – nur etwas unkomfortabel ist es.

Der Wind ist optimal und ich kann mit 6-7 Knoten Durchschnitt an den Inseln vorbei Richtung Borkum flitzen. Diesmal eine dunkle Nacht – Wolken verdecken den Mond und die großen dunklen Wasserberge um mich herum wirken gespenstisch. Aber die Nacht ist nicht lang – ab 3:30 Uhr dämmert es schon wieder und um 4:00 Uhr ist es fast schon wieder hell – ab 06:00 Uhr muss ich die Sonnencreme auspacken.

Dann am Morgen ein kurzer Moment des Schreckens – in meiner Bilge stehen gut 20cm Wasser – das hat es bisher noch nicht gegeben. Zuerst befürchte ich, dass vielleicht bei dem harten Fall aufs Wasser am Anfang der Etappe etwas passiert sein könnte, aber nachdem das Wasser ausgepumpt ist, kommt kein neues nach. Die Ursache ist vermutlich der Deckel der hinteren Backskiste, der nicht 100% dicht ist und da viele Wellen über das Deck kamen, ist dort einfach eine Menge Wasser reingelaufen.

Langsam nähere ich mich dem Seegatt von Borkum – doch auch diesmal wird meine Zeitplanung über den Haufen geworfen – ich verzehre gerade meine Frühstücks-Ration – da kommt sie auch schon die „Frühstücks-Flaute“. Und das Schlimmste ist der hohe Seegang. Er bringt das Boot so extrem zum Schaukeln, dass die Segel bei wenig Wind nichts mehr bewirken sondern nur noch hin- und herschlagen. Und das noch gut 25 Meilen vor dem Ziel – denn Borkum ist von See aus recht weit entfernt – man passiert eines der Seegatten und läuft dann die Ems-Mündung noch ein gutes Stück entlang.

Um mich herum auch andere Boote mit ähnlichen Schwierigkeiten und irgendwann endet jeder bei der Lösung frustriert die Segel zu bergen und den Motor anzuwerfen. Für mich auch keine andere Option, will ich nicht noch weitere 20 Stunden auf meinem Boot sitze. Da ich schon über 12 Stunden ausharre, will ich das im Moment sicher nicht.

Also quäle ich meinen guten alten Diesel heute mal wieder und motore die restlichen Meilen in gut 4 Stunden zum Hafen – eine sehr eintönige Tätigkeit – denn das Boot rollt fürchterlich in den hohen Wellenbergen, wenn die stabilisierende Wirkung der Segel fehlt. Zwischendurch gestatte ich mir immer mal wieder einen Sekundenschlaf – das ist auf dem Boot nicht so gefährlich wie beim Autofahren, da man ja nicht so schnell unterwegs ist – hilft aber tatsächlich die Müdigkeit halbwegs in den Griff zu bekommen.

Auf der Ems herrscht viel Schiffsverkehr dem es auszuweichen gilt – ansonsten nichts Spannendes bis zur lange ersehnten Ankunft nach knapp 90 Meilen und über 20 Stunden Segelzeit im Schutzhafen von Borkum. Netter Empfang durch den Hafenmeister, der mir beim Anlegen hilft und dann erstmal ein kühles Bier und SCHLAFEN!!!

Fazit – eine super Segelnacht mit vielen neuen Eindrücken, Erfahrungen und Herausforderungen – außerdem ist Deutschland erreicht und die Niederlande liegen hinter mir – ein weiterer Meilenstein auf meiner Reise!

Bilder gibts nur vom letzten Stück nach Borkum – davor war es mir zu riskant das iPhone in die Hände zu nehmen 😉

 

Sehnsuchtsziel Vlieland – hart erkämpft…

Seit meinen ersten Unterhaltungen über die geplante Tour höre ich von allen Hafennachbarn, dass ich unbedingt die Insel Vlieland besuchen soll – ein wahres Paradies im Wattenmeer.

Da trifft es sich gut, dass die Wettervorhersage schönen Segelwind Stärke 4-5 aus West voraussagt – ideal für die Passage von Texel nach Vlieland – 32 Meilen – aber mit dem Wind und der Strömung in die richtige Richtung in locker 5 Stunden zu schaffen.

Gesagt getan – Frühstück und ablegen – mit mir zahlreiche andere Boote mit dem selben Tagesziel – das bestätigt auch gleich die korrekte Zeit & Tourplanung 🙂

Und wie mit magischer Hand geschoben geht es mit schäumendem Boot das enge Fahrwasser entlang, dass sich gut betonnt zwischen den Sandbänken des Wattenmeers schlängelt. Der Wind nimmt dabei immer mehr zu und es wird ein recht nasser und wilder Ritt über die steilen Wellen mit Sonne und Gischt im Gesicht…

Alles läuft nach Plan – meine Ankunftszeit irgendwo zwischen 12 und 14 Uhr prognostiziert – ideal – endlich mal ein entspannter Nachmittag der auf mich wartet und ich überlege schon ob ich zuerst mit dem Rad die Insel erkunden werde oder mich erstmal an den Strand legen will.

Doch da habe ich die Rechnung wohl ohne die letzten 5 Meilen gemacht – um Vlieland zu erreichen muss man kurz das Seegatt zur Nordsee durchqueren. Was sich leicht liest wurde zur ersten Herausforderung, da hier bereits ein sehr konfuser durch Strom gegen Wind verursachter Wellengang stand.
Die wahre Frustration begann aber erst als ich endlich auf die Zielgerade eingebogen bin – noch 2-3 Meilen bis zur Hafeneinfahrt – aber dort fliesst gerade das Wasser mit der Ebbe ab und der Strom kommt mir mit gut 3 Knoten entgegen – ziemlich genau diese Geschwindigkeit schafft auch der gute alte Diesel meiner Jane. Somit ist leicht ersichtlich, dass ich trotz aller Bemühungen den Hafen zu erreichen nur auf der Stelle stehen konnte. Noch schlimmer war, dass alle anderen Boote zwar langsam aber dennoch stetig an mir vorbeizogen und nach und nach alle Plätze im Hafen belegten. Vlieland ist nämlich so beliebt, dass der Hafen oft schon um 15 Uhr seine Tore schließt da er restlos überfüllt ist – und auf Ankern in der Strömung – vor allem weil für die nächsten Tage schlechtes Wetter vorhergesagt war – wollte ich nicht.

Was hilft also? Erstmal die Segel wieder hoch – doch dummerweise kommt der Wind ebenfalls genau gegenan wie die Strömung. Aber irgendwie habe ich es dann mit viel Mühe und gefühlten 3 Stunden Geduld doch noch geschafft mein Boot vor die Hafeneinfahrt zu bewegen. Dabei habe ich wirklich um jeden Meter gekämpft. Fast noch eine Tonne im Fahrwasser gerammt bei einer missglückten Wende – denn dann schiesst das Boot plötzlich in die Gegenrichtung durch die Strömung voran und fährt einen erstmal sehr ungewohnten Bogen – aber das verbuche ich mal unter Erfahrungen sammeln, die man in stillen Gewässern so nicht hat.

Last but not least – irgendwann gegen 18 Uhr bin ich dann endlich im Hafen – bekomme noch einen der letzten wenigen Plätze – das war knapp! Ein netter älterer Herr hilft mir beim Anlegen und macht gleich alle Leinen perfekt fest – das ist mal ein Service…

Vlieland bleibt dann auch meine Basis für die nächsten 3 Tage, denn es ziehen dunkle Wolken mit Regen und starken Winden über das Land und im Wattenmeer ist Segeln unter diesen Bedingungen nicht zu empfehlen – einen Eindruck davon sollte ich an den Folgetagen noch bekommen – doch mehr wird nicht verraten.

Daher erkunde ich die Insel mit dem Rad, erledige einige Arbeitsaufträge am Laptop, liege am Strand, lese und entspanne mich einfach mal 🙂

Hier ein paar Eindrücke vom Paradies – ein wirklich schönes Inselchen – leicht hügelig und mit viel Wald bewachsen.

Waddenzee erreicht

So endlich mal wieder ein kleines Update hier…

Die letzten Tage waren seglerische Herausforderung – die Nordseeküste nach Norden entlang – insgesamt knapp 100 Meilen. Freitag von Scheveningen nach Ijmuiden und Samstag dann weiter bis nach Den Helder – dem Marinestützpunkt der Niederlande und gleichzeitig „Eingang“ zum Ijselmeer und der Waddenzee.

Dabei ging es ganz schön zur Sache, was teilweise meiner noch nicht ganz perfekten Planung zuzurechnen ist – aber auch den Wind- und Strömungsverhältnissen. Am schlimmsten ist es bei hohem Wellengang in einer Flaute vor sich hinzudümpeln oder zu wenig Fahrt zur machen – da wird das Boot so richtig durchgeschaukelt und die Segel schlagen furchtbar im Wind. Dafür weiss ich aber jetzt, dass ich wohl so schnell nicht seekrank werde und Jane auf jeden Fall absolut seetauglich ist – ich hatte trotz dass ich mich sogar beim Steuern angeleint hatte nie das Gefühl mich unsicher zu fühlen – alle Wellen wurden brav und weich geschluckt und es war kein Milliliter Wasser im Boot nach dem wilden Ritt – also alles im Lot 🙂

Dafür gab es aber auch Momente der Entschädigung – mit dem Strom und idealem Wind gesegelt, ist Jane mit bis zu 10 Knoten die Wellen heruntergesurft – so macht Segeln erst richtig Spass und es zischt und schäumt überall um einen herum.

An Land ist sonst wenig passiert – in Scheveningen konnte ich etwas Shoppen, in Ijmuiden war ich sehr spät dran, hatte aber das Glück in einer kleinen Bar zu landen und die Tochter der Besitzer war so nett mir noch einen kleinen Snack zu bereiten. Das hat dann dazu geführt, dass ich eine Gruppe von „Blade-Workers“ kennengelernt habe. Die Jungs sind für Reparaturen an den Windrädern der Windparks vor der Küste zuständig und klettern dort in schwindelerregender Höhe herum um Dinge zu prüfen und zu tauschen – ein harter Job, aber scheint attraktiv zu sein – die Jungs kamen aus der ganzen Welt zusammengewürfelt und hatten eine Menge Spass. Entsprechend viele Biere habe ich leider auch mitgetrunken, so dass der Aufbruch nach Den Helder am folgenden Tag etwas mühsam war.

Auf dem Weg nach Den Helder wurde es dann nochmal spannend – ich habe ein Schiessgebiet der Marine durchkreuzt als plötzlich über Funk jemand um Rücksprache auffordert – dann steht vor mir auch noch ein Schiff auf Position und bewegt sich genau dorthin wo mein Kurs entlanglaufen wird. In Gedanken sehe ich schon die Küstenwache und bereite mich auf gute Ausreden vor – schliesslich sind an genau dieser Stelle vorher auch andere Segler ihres Weges gezogen. Eine Viertelstunde später jedoch Erleichterung – es handelt sich um einen grossen Fischkutter mit Hobbyfischern an Bord – scheinbar haben sie dort Halt gemacht, damit alle die Angel auswerfen können und ich segle in Wurfweite an ihnen vorüber – statt Anschiss also nette Grüsse vom Kapitän des Fischkutters…

Den Helder ist ein grosser Marinestützpunkt der Niederlande und ich hatte das „Glück“, dass dort gerade am Sonntag eine Militärshow stattgefunden hat – den ganzen Tag ist so ein grosser Doppelrotor-Heli über dem Hafen in abenteuerlichen Kunstflugaktionen gekreist und hat einen Heidenlärm verursacht. Deshalb bin ich nachdem eine heftige Gewitterfront über den Hafen gezogen war dann auch noch um 19 Uhr Richtung Texel losgesegelt. Und das war auch ein Erlebnis – der Strom fliesst hier bis zu 3 Knoten schnell – d.h. zum Teil muss man mit 30-40 Grad Versatz steuern um ans richtige Ziel zu kommen. Vor allem die Hafeneinfahrt war eine Herausforderung.

Aber Ende gut – alles gut – zur Feier gab es leckere Garnelen im Hafenrestraurant und danach intensive Routenplanung für tomorrow…

Wie gewohnt ein paar Eindrücke anbei 🙂

„Tropische nacht“ auf der Nordsee

So titelt der KNMI (das Koninklijk Nederlands Meteorologisch Instituut) heute auf seiner Homepage – und das war sie wirklich…

Geplant war für diesen Tag der lange Weg von Roompot nach Scheveningen – insgesamt etwas über 50 Meilen – jedoch hatte ich nach anfänglicher Flaute und dadurch bedingter Gegenströmung durch die Gezeiten einen langen Törn durch die Nacht vor mir – erstmal nicht geplant – aber schnell damit angefreundet.

Eine unbeschreibliche Stimmung wenn die Sonne langsam untergeht – der Himmel sich verfärbt, der Mond auf der anderen Seite auftaucht und überall um einen herum die Lichter an Land und den Wasserfahrzeugen angehen.

Und geboten war hier einiges – schliesslich habe ich um 02:30 Uhr morgens die Hafeneinfahrt von Rotterdam – das sogenannte Maasgeul – passiert. Laut vielen Quellen wohl die vielbefahrenste Wasserstrasse der Welt. Schon Meilen vorher ankern unzählige riesige Tanker und Containerschiffe auf der Nordsee und drehen somit ihre Warteschleifen um in den Hafen einzulaufen. Wenn es dann soweit ist, düsen sie rein und raus und Segelboote sind angehalten auf einer bestimmten Route diese Autobahn im 90° Winkel zu queren. Irgendwie war es dann aber doch recht unspektakulär – mal von dem Lichtermeer des riesigen Hafens und der vielen Schiffe abgesehen – das war wie Weihnachten und Sylvester auf einmal. Vielleicht lag es aber auch daran,  dass um diese Zeit einfach nicht mehr so viel Betrieb im Hafen herrscht.

Nach diesem Adrenalinschub war dann entspanntes Weitersegeln für nochmals knapp 20 Meilen angesagt – dabei konnte ich zwischendurch mehrmals auch für 15 Minuten im Liegen dösen während Jane ihren Kurs alleine gefunden hat.

Pünktlich zum Sonnenaufgang gegen 6:00 Uhr kam ich also in Scheveningen an – Segel bergen – Hafen ansteuern und verzweifelt über Funk versuchen Traffic Control Hafen und Hafenmeister zu erreichen – alle noch im wohlverdienten Schlaf. Also reinfahren und erstmal an den „No Mooring“ Steg gelegt – 2 Stunden im Cockpit geschlafen – das war nach 17 Stunden ununterbrochener Aufmerksamkeit auch dringend nötig. Dann musste erstmal der Hafenmeister gesucht werden – scheinbar hatte er verschlafen und kam dann statt um 8 Uhr erst deutlich später als ihn sein Chef wohl aus dem Bett geklingelt hat. Aber allesamt sehr nett und entspannt und hilfsbereit – schliesslich lag mein Boot ja erstmal an der verbotenen Stelle – aber alles kein Problem – Hafengebühren bezahlen, in Ruhe umparken und alle sind happy – das liebe ich an Holland 🙂

Den Tag habe ich dann mit Schlafen und Strandspazieren verbracht – da hat die Nordsee dann auch gleich nochmal gezeigt, dass sie auch ganz anders kann – eine kurze aber heftige Regenfront ist über die Küste gezogen – gut dass ich das in der Nacht nicht hatte.

Nun aber wie gewohnt ein paar Eindrücke von diesem ereignisreichen und herrlichen Segelerlebnis…

Sommer auf der Nordsee…

Sommer ist dann, wenn die Bierdose schwitzt 😉

Es ist mittlerweile tagsüber fast unerträglich heiß hier – meine Kleiderwahl sollte ich im Nachhinein nochmals überdenken – hatte sogar darüber nachgedacht den Vollbody-Fliess einzupacken – gefragt sind aktuell eher kurze Hosen und sonst nicht viel.

Bevor es morgen auf die Nordsee raus geht ist heute nochmals Batterien-Laden und Ausschlafen in der Roompot Marina angesagt – ein ziemlicher Kontrast zur gestrigen einsamen Ankerbucht. Hier steht nämlich ein 5-Sterne-Holidaypark mit kreischenden Kindern und Pauschaltourismus-Feeling. Aber der Hafen ist dafür doch recht idyllisch und es gibt einen sehr netten und hilfsbereiten Hafenmeister, der einem sogar die Leinen am Steg belegt und alles zu 100% im Griff hat.