Samstag Morgen – erstes Erwachen und die Nachricht, dass mein Besuch noch ein wenig braucht – ich kann also entspannt ausschlafen und duschen. Das Auto kann ganz unbürokratisch auf dem privaten Parkplatz des Segelclubs abgestellt werden und nach einem umfangreichen Einkauf, Kaffee und Frühstück laufen wir zu ersten Etappe in den kleinen Belt aus.
Ein paar schöne Segeltage erwarten uns mit Zwischenstopps in Tinø, Endelave, Bogense und Skrib auf Fyn sowie der Insel Arø. Abwechselnd schöner Segelwind, mal Flaute, die wir geduldig aussitzen – mal bewölkte Stimmung aber wir sind im Urlaubsmodus und so gehen wir die Tagesetappen sehr entspannt an. und werden immer wieder mit sonnigem Sommerwetter für unsere Geduld belohnt.
Die Abende auf den kleinen Inseln sind perfekt – schöne Sonnenuntergänge, idyllische Grillplätze – schönstes Ostseeflair. Wir gehen viel spazieren und lassen die Landschaft auf uns wirken.
An unserem ersten Abend auf Tinø lernen wir die Gastfreundschaft der Dänen beim Grillen kennen. Nachdem wir am windigen Grillplatz unsere Briketts mit Hilfe einer großen Alu-Schale notdürftig in Gang gesetzt haben und alles seine Weile braucht, bietet uns ein netter Däne einfach an seinen noch heissen Grill zu nutzen – sie sind bereits fertig mit den Steaks. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und unsere heissen Kohlen schenken wir dann einer netten jungen Seglergruppe – drei Jungs, die erstmal gar nicht nach Gourmets aussehen – die aber sehr professionell Kartoffeln, frischen Fisch und andere Leckereien in kleinen Alu-Schälchen auf dem Grill zubereiten. Das Konzept haben wir uns dann gleich abgeschaut und beim nächsten Grillabend ebenfalls sehr leckere Kartoffeln mit Rosmarin und Zwiebeln auf dem Grill gegart.
Tagsüber passiert oft nicht viel spannendes – wir lesen, essen und dösen vor uns hin. Einmal begegnen wir einem Schwimmer, der mit Boje markiert und Begleitboot unterwegs ist den kleinen Belt zu überqueren – ganz schön sportlich. Ein andermal passieren wir einen schlafenden Tanker, der genau auf unserem Weg liegt. Spannend sind immer die Strömungen im kleinen Belt, die auch hier 1-2 Knoten erreichen und teilweise an den Kurven und Küstenvorsprüngen rückläufig sind.
Bogense bringt uns etwas Regen – zum Glück schaffen wir es kurz vorher noch in den Hafen. Abends ein sehr leckeres Essen im Restaurant aus dem 15. Jahrhundert und anschliessend noch ein kleines Billard-Match, welches wir aber vorzeitig abbrechen müssen, da die Dame hinter der Bar doch schon um kurz vor 9 schliessen möchte.
Auf Årø mal wieder ein gut besuchter Privatflugplatz – wir quatschen kurz mit einem Piloten, der eben mal mit seinem kleinen Flieger von ein paar Inseln weiter hierher geflogen ist und nun zum Rückflug startet. Der Flieger ist nicht grösser wie ein Kleinwagen mit angebauten Flügeln – er steigt ein, setzt das Headset für den Funk auf, startet den Motor, gibt Gas und hebt von der Graspiste ab. Das kommt dem Traum vom Fliegen und der grenzenlosen Freiheit wohl schon ziemlich nah.
In Strib verwöhnt uns ein malerischer Sonnenuntergang beim Grillen. Frederica – ein Ort mit viel Industrieanlagen und rauchenden Schloten haben wir rechts liegen lassen. Mittlerweile haben wir unsere Grillkünste perfektioniert – mit Kartoffeln, gewürzt durch frisch geernteten Rosmarin, der an unserem Strauch unter Deck wächst und regelmässig geerntet wird.
Der letzte Segeltag Richtung Fynshav bringt dann wieder totale Flaute, seltsame Geräusche des Motors. Wir füllen Öl nach auch wenn genug drin ist und scheinbar ist eine Motor-Lagerung etwas angebrochen, so dass die Vibrationen einfach anders klingen. Ich nutze die Zeit im Internet viel über Motorprobleme und deren Ursachen zu lesen – zum Glück trifft vieles nicht zu und ich verstehe die Zusammenhänge nun immer besser.
Zum späten Nachmittag hin frischt der Wind dann deutlich auf und die Wellen nehmen zu. Ein doch noch recht flotter Ritt mit 1. Reff und hart am Wind folgt dann Richtung Fynshav, wo wir kurz vor Dunkelheit zufrieden eintreffen.
Dort verbringen wir dann den Freitag – wandern durch die umliegenden Wälder bei starken Winden. Am Nachmittag überrascht uns dann noch ein heftiges Gewitter im Supermarkt. Nicht nur wir, sondern einige andere Einkaufende warten das Ende des heftigen Regens im Eingangsbereich ab. Die Wartezeit verkürzen wir uns mit einem kühlen Bier. Leider haben wir das Cockpit-Zelt nicht aufgebaut, so dass alles komplett durchnässt wird und durch einige undichte Stellen im Boot auch die Polster im Inneren nass werden. In der Backskiste ist sogar eine Automatik-Weste ausgelöst worden, so viel Regen scheint dort seinen Weg hineingefunden zu haben.
Doch wir lassen uns nicht abschrecken – kochen am Abend lecker unter dem Cockpitzelt – Steaks mit Kartoffeln – dazu Rowein, Bier gegen den Durst.
Außerdem gibt es noch einen Grund zum Anstoßen – mit der heutigen Etappe habe ich die 1000 Seemeilen auf dieser Reise überschritten – also fast 2000km!
So klingt mit einem entspannten Abend eine sehr schöne und erlebnisreiche Woche aus. Für Björn geht es am nächsten Tag mit dem Bus und Zug zurück nach Aarhus – für mich geht die Reise erstmal alleine weiter nach Osten in die dänische Südsee…
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